Geschichte und Chronik des Stadtsoldatencorps

gegründet 1934

In dem Gedanken, unsere vaterstädtischen Feste, besonders den Karneval zu verschönern, fasste 1934 Eduard Edelbluth den Entschluss, in Linz ein Stadtsoldatencorps zu gründen. Er lud seine Schulkameraden vom Jahrgang 1911 zu einem Treffen ein.

Unterstützt von Severin Schoop, Siegfried Bündgen sen. und Willi Vesper traf man sich schon kurze Zeit später im früheren Café Zimmermann in der Mittelstraße zur Gründungsversammlung am 11. November 1934. Die ersten aktiven Mitglieder sowie Gründer des Corps waren: Severin Schoop, Siegfried Bündgen sen., Willi Vesper, Eduard Edelbluth, Josef Paffhausen, Josef (Jupp) Meyer, Hermann Aufdermauer, Theo Clasen, Josef Busterbach, Heinrich Rechmann, Heinrich Löhr, Hermann Brüning, Martin Zimmermann, Hans Adams, Heinz Rische-Beutgen und Walter Kentnofski. Gleichzeitig wurde auch die Große Linzer Karnevalsgesellschaft gegründet.

1935 beteiligte sich das Corps am Rosenmontagszug mit Fußtruppen und einem Prunkwagen (Kaserne). Die Uniform bestand zu dieser Zeit noch aus Drillichanzügen.

Der erste Kommandant des Stadtsoldatencorps und damaliger Besitzer des Hotel Weinstock, Karl Schneider, war ein ehemaliges Mitglied der Kölner Prinzengarde. Er brachte daher auch die Idee zu den bis heute im wesentlichen unveränderten Uniformen mit.

Die ersten aktiven Mitglieder sowie Gründer des Corps waren:

- Severin Schoop

- Siegfried Bündgen sen.

- Willi Vesper

- Eduard Edelbluth

- Josef Paffhausen

- Josef (Jupp) Meyer

- Hermann Aufdermauer

- Theo Clasen

- Josef Busterbach

- Heinrich Rechmann

- Heinrich Löhr

- Hermann Brüning

- Martin Zimmermann

- Hans Adams

- Heinz Rische-Beutgen

- Walter Kentnofski

 

Die Uniformen für das 12 Mann starke Corps wurden von den Schneidermeistern Flach und Heckenbach gefertigt. Für die entstandenen Kosten bürgten Severin Schoop, Siegried Bündgen sen. und Willi Vesper. Die Kabüse (Gewehre) wurden von dem späteren Kommandanten Jupp Meyer nach dem Modell eines Karabiners aus dem 1. Weltkrieg gefertigt.

Im Jahr 1936, unter der Regentschaft von Prinz Carl I. (Kill), späterer Kommandant, trat das Corps zum ersten Mal in seiner schmucken rot-weißen Uniform auf. Adjutant war Eduard Edelbluth und als 1. Funkenmariechen fungierte Josef Paffhausen.

den Vorkriegsjahren beteiligte sich das Corps rege an den karnevalistischen Veranstaltungen, insbesondere an den Sitzungen und den Rosenmontagszügen.

In der späteren Nazizeit durfte kein Mann mehr in weibliche Rollen schlüpfen, und so musste das 1. Funkenmariechen Josef Paffhausen seine Rolle mit der charmanten Änne Moritz-Fossemer (gest. 2008) tauschen, die dieses Amt bis 1950 hatte.

In den ersten Gründungsjahren begannen die Stadtsoldaten mit gegenseitigen Besuchen befreundeter Corps, sowie dem Kölner Prinzen Konrad I. im Jahre 1935 und den Siegburger Stadtsoldaten unter ihrem damaligen Kommandanten Hans Rehse (1937).

Im Mai 1938 waren die Stadtsoldaten bei den Kölner Straßensängern “Die vier Botze” und beim Schwestercorps Kölsche Funke rut-wieß zu Gast, ehe dann im Juni 1938 mit den Bonner Stadtsoldaten Freundschaft geschlossen wurde. Ebenfalls 1937 fand das erste Herbstmanöver der Stadtsoldaten im Bonner “Casselsruhe” statt. Seitdem ist das jährliche Manöver ein fester Bestandteil des Corps Lebens. In den Kriegszeiten wurde das Corps leben am Stammtisch aufrechterhalten. Der Krieg hinterließ in den Reihen der Stadtsoldaten große Lücken. 9 Kameraden kehrten nicht mehr nach Hause.

Gemeinsames „Essen fassen“ Karneval 1948 Bunnesupp-Essen auf dem Linzer Marktplatz am Rosenmontag 1947 lebte der Karneval wieder langsam auf. Die Kameraden Jupp Meyer, Josef Busterbach, Willi Adams, Johann Kretz sowie das Funkenmariechen Änne Moritz-Fossemer übernahmen das alte Erbe und bauten in der schweren Zeit das Corps wieder auf.

1948 konnte das Corps unter Führung von Adjutant Jupp Meyer wieder mit 10 Stadtsoldaten an die Öffentlichkeit treten. Erster Kommandant nach dem Krieg war Willi Heckenbach.

Eine Eintragung in den Corps Annalen über ein Bunnesupp-Essen am Rosenmontag 1948 zeugt von der damaligen schweren Zeit, gibt gleichzeitig aber auch die Aufbruchstimmung und die nicht verloschene Lebensfreude wieder:

 

Es lebt der Karneval am Rhein,

Sie leben noch, die alten Stadtsoldaten.

Noch küssen die Mädchen, so herzhaft wieder der Wein,

trotz Mangel an Brot und Braten.

So wie es heut ist, so soll es bleiben,

in Linz, der so bunten Stadt, die allzeit nett.

Wir grüßen den Karneval, das närrische Treiben,

heut geht’s nicht nach Haus, geht’s nicht ins Bett.

1949 fand endlich wieder ein “richtiger” Karneval mit vier Sitzungen und Rosenmontagszug mit Beteiligung der Stadtsoldaten statt. Das Wachlokal war im Restaurant “zur Traube” bei Bernhard Peiss. Eine Eintragung in den Annalen vermerkt hierzu Folgendes:

“Endlich gab es Braten zu Essen anstatt Suppe. Die hatte man im Krieg genug gegessen”.

1951 wurde der Schreinermeister Nikolaus Wiehl Kommandant der Stadtsoldaten.

In den darauffolgenden Jahren beteiligte sich das Stadtsoldatencorps weiterhin an den Karnevalsveranstaltungen und am Rosenmontagszug. 

Laut Protokollbuch betrugen die Einnahmen während der Karnevalszeit 1951 1.301,80 DM und die Ausgaben 1.311,90 DM, sodass ein Kassenminus von 10,10 DM auszugleichen war. Der Corps Beitrag betrug damals monatlich 0,50 DM, das Uniformgeld monatlich 2,50 DM.

Ende 1952 stellte man freudig fest, dass das Corps schuldenfrei war und sogar noch kleinere Barmittel in der Kasse hatte. Das Stadtsoldatencorps war aber nicht nur an Karneval aktiv. Die Stadtsoldaten beteiligten sich insbesondere auch am Winzerfest. Es veranstaltete Winzerbälle und baute 1953 ein zerlegbares Winzerhaus, dass lange Jahre die große Attraktion auf dem Marktplatz war. Das Haus bestand aus Pattere und einem ausgebauten Dachgeschoss mit angebauter Veranda (Wer hier einmal saß, gab diesen Platz nicht mehr auf!). 57 Personen fanden hierin Platz.

Als das Corps noch Pferde hatte ... Aber auch der Kontakt außerhalb von Linz wurde gepflegt. So nahm beispielsweise 1951 das Corps am Bäckerjungenfest in Andernach teil und 1957 unternahm das Corps eine Fahrt nach Krefeld zur dortigen Karnevalsgesellschaft, die ihr 100jähriges Jubiläum feierte. Vereinsintern wurde die Kameradschaft, Gemütlichkeit und Freundschaft durch Manöver, Sauessen in der Jugendherberge bei Kurt und Erika Hardt und Kameradschaftsabende gepflegt. 

Auszug aus den Annalen:

Kameradschaftsabend am 7.3.1958 im Saale Wald mit Ehrensenatoren und der Prinzengarde. Es gab Fleischsuppe mit Einlage, große Roulade, Salzkartoffeln, Bohnensalat, Erbsen und Möhren. Später aß man noch Schnittchen mit Hausmacher Blut- und Leberwurst. Einer nach dem anderen sackte ab, der Wirt bekam ein Protokoll wegen Übertretung der Polizeistunde. Einige Stadtsoldaten kehrten um 8 Uhr morgens nach Hause.

In dieser Zeit nach dem Krieg hatte man eben ein großes Nachholbedürfnis. So wurde auch aus den Reihen der Kameraden vorgeschlagen, zukünftig die Versammlungen an einem Montag stattfinden zu lassen, damit man anschließend noch auf eine Kirmes in einen der Nachbarorte fahren kann.

1959 wurde das erste große Jubiläum gefeiert, das 25jährige Bestehen des Stadtsoldatencorps. Jubiläumsprinz konnte nur einer sein: Das einzige noch aktive Gründungsmitglied und somit Dienstältester Stadtsoldat. Als Prinz Jupp I. aus dem Geschlecht derer von Meyer regierte Jupp Meyer die Linzer Narren. Als Adjutanten standen ihm Karl Schmitz und Severin Schoop zur Seite. Im Jubiläumsjahr bestand das Corps bereits aus 27 Aktiven (einschl. Mariechen Marlene Nitschke) sowie 9 Ehrensenatoren.

Am 10.12.1960 trat der damalige Kommandant Nikolaus Wiehl mit 77 Jahren sein Amt an Jupp Meyer ab. Damit begann für das Corps auch eine neue Ära.

Die folgende Zeit war von vielen Aktivitäten geprägt. So fanden neben dem alljährlichen Manöver, Fahrten ins Blaue mit den Frauen, Nikolausfeiern, Schiffstouren, Kameradschaftsabende, Spießbratenessen, Brauereibesichtigungen bei der Steffens Brauerei usw. statt. Besonders zu erwähnen ist ein mit der Großen Linzer Karnevalsgesellschaft bei der EVM veranstalteter Männerkochkurs, der am 20.11.1961 stattfand.

Hiervon waren selbst diejenigen begeistert, die ansonsten sogar noch das Kaffeewasser anbrennen lassen. Die Stadtsoldaten waren aber auch sportlich aktiv. So fand am 15.06.1969 im Kaiserbergstadion ein Fußballspiel zwischen den Freunden von der Schweren Artillerie und dem Stadtsoldatencorps statt. Es gab eigentlich nur Gewinner. Der Erlös dieser Veranstaltung wurde dem neuen Linzer Altenheim zur Verfügung gestellt. Für dieses sportliche Großereignis hatten die Stadtsoldaten sogar zweimal wöchentlich trainiert. Stadionsprecher war im übrigen Verkehrsdirektor Jupp Houben.

Am 11.11.1967 wurde erstmalig ein Erbsensuppenessen im Hotel Weinstock durchgeführt. An diesem Abend wurde dem damaligen Kommandanten Jupp Meyer von Bürgermeister Leo Thönnissen die neue (zweite) von den Ehrensenatoren gestiftete Corps Fahne überreicht. Die Vorderseite der Fahne ziert ein Funkenpaar und die Rückseite der Corpsorden mit Namenszug. 1. Fähnrich wurde Günther Wirth. Heute noch als sog. Offiziersfahne wird sie vor dem Offizierscorps getragen. Das Erbsensuppenessen sollte in den nächsten Jahren immer den Beginn der Karnevalssession einläuten. Ab 1972, als der “11.11.” gleichzeitig auch der Tag wurde, an dem der jeweils neue Linzer Prinz proklamiert wird, fand diese Corps Veranstaltung nicht mehr statt. Ersatzweise veranstaltet das Corps nunmehr jedes Jahr im November ein Uhlesessen. Das erste Uhlesessen wurde am 29.11.1969 im Keller von Martin Scherer organisiert. Heute findet das Uhlesessen im Hotel Weinstock statt und ist gleichzeitig auch der Corpsappell an dem regelmäßig der Kommandant die Beförderungen der Stadtsoldaten vornimmt. Im Jahr 1969 war die Zahl der aktiven Stadtsoldaten auf inzwischen 33 staatse Kääls angewachsen. Die Zahl der Ehrensenatoren wuchs auf 26 Personen an.

Bis 1970 zog das Stadtsoldatencorps als einziges Linzer Corps an Karnevalssonntag, also dem Verhaftungssonntag, durch die Straßen von Linz. Seit 1971 beteiligen sich alle Linzer Corps am Sonntagmorgen-Umzug, bei dem der jeweils amtierende Prinz abgeholt und das Rathaus erstürmt wird. 

Im Karneval 1971 ging das Corps erstmalig auf Tournee. Auf Einladung der Lemgoer Schützengesellschaft von 1571, vermittelt durch den Ehrensenator Otto Pahn, fuhr man nach Lemgo und trat dort erfolgreich auf.

Das Jubiläumsjahr 1974, in dem das Corps sein 40jähriges Bestehen feierte, war die Geburtsstunde des Bürgerfrühschoppens. Am 03.02.1974 fand er in der Linzer Stadthalle statt und war sogleich ein Riesenerfolg. Die Stadthalle platzte aus allen Nähten und die Stimmung war riesengroß. In der Presse war zu lesen, es war der absolute Höhepunkt des Linzer Karnevals. Heute ist der Bürgerfrühschoppen, der inzwischen in der Sporthalle Miesgesweg stattfindet, die größte und beliebteste Karnevalsveranstaltung zwischen Bonn und Koblenz. 

Das Jahr 1974 war aber auch ein enormer Schub zu einer weiteren großartigen Entwicklung des Corps. Es war, als ob die Stadtsoldaten aus einem Dornröschenschlaf erwachen.

1974 beteiligte sich das Corps an den Karnevalssitzungen erstmalig mit einem Einlagetanz, der inzwischen zum festen Bestandteil eines jeden Corps Auftritts geworden ist. Als Rekruten traten damals auf: Otto Schneider, Anti Wilsberg, Karl-Heinz Asterroth, Winfried Röder, Siggi Bündgen, Günter Schleger, Hans Gerd Baars und Hans-Joachim Schmahl. Betreuer und Spieß war Günter Wirth. Einstudiert wurde der Tanz von Frau Stützer aus Koblenz.

Der Stadtsoldatentross wurde im Rosenmontagszug 1974 erstmals um einen Fest (Ehrensenatoren)wagen erweitert. Aber auch die Stadtsoldatenfrauen wollten nicht mehr nur am Straßenrand stehen und beteiligten sich mit einer Kostümgruppe. Jedes Jahr überraschen nunmehr die Stadtsoldatenfrauen mit tollen Kostümen und sind als mittlerweile größte Kostümgruppe eine Bereicherung des Linzer Rosenmontagszuges.

Auch in der Mitgliederzahl war der enorme Aufschwung des Corps erkennbar. 

1974 bestand das Corps aus 36 Aktiven, 4 Inaktiven und 51 Ehrensenatoren.

1974 war aber nicht nur ein Jubiläumsjahr des Stadtsoldatencorps, auch die Stadt Linz feierte Geburtstag. Die Stadtsoldaten beteiligten sich neben den anderen Linzer Vereinen an den einwöchigen Feierlichkeiten zur 1100 Jahr Feier und schlüpften in Landsknechts Uniformen aus dem 30jährigen Krieg. Sie fungierten als Empfangsdelegation für die Geburtstagsgäste oder als Wachen an den Stadttoren.

Ein großes, mehrtägiges Fest veranstaltete die Stadt Linz 1974 aus Anlass ihrer 1100-Jahrfeier. Die Stadtsoldaten waren natürlich auch hier dabei –diesmal aber in schmucken Landsknecht Uniformen.

Damit war aber das ereignisreiche Jahr noch nicht zu Ende. Am 30.06.1974 holten die Stadtsoldaten wieder ihre schmucke rot-weiße Uniform aus dem Schrank. Die Stadt Linz erwartete hohen Besuch. Altbundespräsident Gustav Heinemann und der neu gewählte Bundespräsident Walter Scheel wurden von den Stadtsoldaten in Empfang genommen.

Die Fußballfans werden diesen Tag auch in guter Erinnerung behalten. Deutschland schlug Schweden mit 4:2 und wurde schließlich später Fußball-Weltmeister.

50 Jahre Stadtsoldatencorps Rut-Wieß. Zwei herausragende Persönlichkeiten des Stadtsoldatencorps standen im Mittelpunkt dieses Jubiläums. Kommandant und Gründungsmitglied Jupp Meyer feierte seine 50jährige aktive Mitgliedschaft und der zweitälteste Stadtsoldat Peter Wagner mit 37 Dienstjahren führte die Linzer Narren als Prinz Peter Josef Maria I. vom goldenen Corps und der bunten Stadt durch diese unvergessene Jubiläumssession. Warum goldenes Corps? Der Name wurde nicht nur wegen des 50jährigen Geburtstages gewählt. Denn die Stadtsoldaten präsentierten Karneval 1984 erstmalig ihren neuen goldenen Helm und auch die Uniformen erhielten goldene Knöpfe und Streifen. Als Adjutanten standen an der Seite des Prinzen die Karnevalsprofis Mella Küpper und Wolli Klein. Im Jubiläumsjahr bestand das Corps bereits aus 43 Aktiven.

Am 21. Jan. 1984 wurde im Hotel Weinstock mit einem Festkommers mit vielen Gästen Geburtstag gefeiert. Unter anderem wurden alle ehemaligen Funkenmariechen eingeladen, und viele waren gekommen. An diesem Tag wurde auch die erste Stadtsoldaten-Chronik vorgestellt und jeder Aktiver erhielt einen großen und alle Ehrensenatoren, Inaktive und Stadtsoldatenfrauen und sonst. Förderer des Corps wurden mit einem kleinen Jubiläumsorden ausgezeichnet. Der Bürgerfrühschoppen am 26.02.1984 wurde mit einem großen Jubiläumsprogramm in der Stadthalle veranstaltet.

Das Jubiläumscorps präsentierte sich im Rosenmontagszug mit einem riesigen, prächtigen rot-weißen Tross. Der Ehrensenatorenwagen, in monatelanger Arbeit unter der Leitung von Jupp Meyer und Rudi Kehrig gebaut, war als herrliches Segelschiff neben dem Prinzenwagen das Highlight des Zuges. Kommandant Jupp Meyer brauchte das erste Mal nach 50 Jahren den Zug nicht mehr zu Fuß zu absolvieren, sondern er wurde auf dem prächtigen Schiff durch die Wogen der begeisterten Narrens Schar gefahren.

Das Jubiläumsjahr war aber auch das Jahr des großen Wechsels im Vorstand. Jupp Meyer trat nach 50 Jahren von der Stadtsoldatenbühne ab. Er wurde für seine herausragenden Verdienste für das Corps zum Ehrenkommandanten gewählt. Das Ruder übernahm Martin Scherer. Siggi Bündgen löste Mella Küpper von seinem Amt als Adjutant ab. Neuer Geschäftsführer wurde Klaus Euskirchen und Ferdi Ehrenberg übernahm das Amt des Penningszällers. Dieses Amt hatte lange Jahre Alfred Wissen mit Bravour und großem Engagement ausgeübt. Mit dem neuen Vorstand ging es sogleich mit Volldampf voraus. Klaus Euskirchen, der zuvor als 2. Geschäftsführer in die Lehre bei Martin Scherer gegangen war, setzte die erfolgreiche Arbeit fort. Auch er stand in Sachen Ideenreichtum dem Martin in nichts nach.

1984 wurde Martin Scherer als Nachfolger von Jupp Meyer zum Kommandanten gewählt

Noch im selben Jahr ist auf seine Initiative hin ein eigener Stadtsoldaten-Musikzug gegründet worden.

Im Jubiläumsjahr ging auch gleichzeitig ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Auf Initiative von Martin Scherer und mit der maßgeblichen Beteiligung von Peter Wagner, Reinhard Degen und Dieter Lüttgen wurde der Musikzug des Stadtsoldatencorps gegründet. Am 14.11.1984 fand im Saale Wagner das erste Üben statt. Erster Tambourmajor wurde Peter Wagner.

Die Gründung des Musikzuges warf für das reine “Männercorps” (Ausnahme das Funkenmariechen) auch Probleme auf, da der Musikzug teilweise aus weiblichen Mitgliedern bestand. Das Problem wurde gelöst, in dem die Musikzugmitglieder den Status von inaktiven Mitgliedern erhielten und die Statuten dahingehend geändert wurden, dass die Aufnahme weiblicher inaktiver Mitglieder nunmehr erlaubt waren.

Peter Wagner wurde der erste Tambourmajor des neuen Musikzuges

Erst eine Satzungsänderung machte es möglich, dass der Musikzug auch weibliche Mitglieder haben durfte.

Neben den üblichen Karnevalsaktivitäten besuchte das Corps Karnevalssamstag 1985 erstmalig die Freunde von den Remagener Stadtsoldaten und half diesen das dortige Rathaus einzunehmen. Dieser schöne Ausflug auf die andere Rheinseite wurde nun mehrere Jahre unternommen. 

Im Juli 1985 unterstützten die Stadtsoldaten die Stadt Linz beim Empfang der Radfahrer, die im Rahmen der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt, in Linz Station machten, und beim gleichzeitigen Tag der offenen Tür im Rathaus.

Am 11.11.1985 anlässlich der Prinzenproklamation war es endlich so weit. Der Musikzug trat zum ersten Mal in der Öffentlichkeit auf. Es war sogleich ein Einstand nach Maß.

Die erste Auslandsreise der Stadtsoldaten führte das Corps am 16. und 17.11.1985 nach Sittard/Holland. Der Empfang bei den Sittarder Freunden war überwältigend. Der Besuch eines Gottesdienstes in Uniform war ein großartiges Ereignis. Diese Form der Karnevalsmesse wird in den zukünftigen Jahren noch zu einer nicht mehr wegzudenkenden schönen Tradition in Linz werden. 

Am 11. Januar 1986 fand erneut eine Premiere statt. 

Nach dem 1981 noch der Versuch eines Karnevalsballes scheiterte fand im Hotel Weinstock an diesem Tag zum ersten Mal der Manöverball statt. Er wurde sogleich zu einem riesigen Erfolg. Noch heute ist der Manöverball als Karnevalsauftakt Anfang Januar ein Top-Ereignis im Linzer Karneval.

Seit 1986 ein weit über die Stadtgrenzen hinaus beliebtes Top-Ereignis im Linzer Karneval.

Im Februar 1987 traten die Stadtsoldaten bei den Freunden des Meckenheimer Stadtsoldatencorps auf. Karneval 1988 veranstaltete das Corps neben dem Manöverball zum ersten Mal im Hotel Weinstock das Fest in Rot-Weiß, eine Karnevalssitzung. Das Sitzungsprogramm wurde auch von Kölner Karnevalskräften mitgestaltet, z.B. trat Guido Cantz auf, der damals noch ein Newcomer war. Das Fest in Rot-Weiß wurde ein großer Erfolg und fand nochmals in den Jahren 1990, 1992, 1993 und zuletzt 1994 statt.

Ein weiterer Höhepunkt in der Corps Geschichte war der Auftritt des Stadtsoldatencorps an Weiberfastnacht in der Karnevalshochburg Köln auf dem Alten Markt. Die Stadtsoldaten durften neben Bläck Fööss und Höhner das Programm verschönern. Es war für jeden Teilnehmer ein unvergessenes Erlebnis, das natürlich die Herzen jedes Karnevalisten höherschlagen ließ. 

Karneval 1990 und 1991 stand unter keinem guten Stern. Der Rosenmontagszug 1990 musste erstmalig aufgrund eines schweren Sturmes um eine Stunde verschoben werden. Völlig durchnässt und arg dezimiert nahmen die Stadtsoldaten am Zug teil. 1991 fiel der Karneval aufgrund des zweiten Golfkrieges ganz aus. Das Corps hatte jedoch noch das Glück, als einzige Veranstaltung den Manöverball durchzuführen. Der geplante Bürgerfrühschoppen in der Stadthalle fiel jedoch aus.

Ein wichtiger Schritt in die Zukunft unternahm das Corps in 1990. Die Statuten wurden grundlegend geändert und es erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister. Nunmehr ist das Stadtsoldatencorps ein eingetragener und gemeinnütziger Verein.

Die besonders gute Zusammenarbeit und jahrzehntealte Freundschaft mit der Steffens Brauerei kam im Juni 1991 besonders zum Ausdruck. Die Steffens Brauerei veranstaltete vom 14.06. bis 16.06.1991 anlässlich ihres 125jährigen Firmenjubiläums ein großes Event auf dem Parkdeck. Das Corps beteiligte sich an der Organisation und übernahm die Verpflegung der zahlreichen Gäste. 

Am 20. Juli 1991 feierte Ehrenkommandant Jupp Meyer seinen 80. Geburtstag. Selbstverständlich bereiteten die Stadtsoldaten ihrem Jupp ein großes Fest und erschienen sogar bei sommerlichen Temperaturen in kompletter Uniform.

Nach der Jubiläumssession 2009 hieß es nach über einem Jahrzehnt wieder einmal Abschied nehmen von der Führungsspitze. Kommandant Siggi Bündgen gab sein Amt ab und wurde zum Ehrenkommandanten ernannt. Ihm folgte als 8. Kommandant des Corps Markus Paffhausen

Nachdem der altersbedingte Umbruch im Vorstand erfolgreich stattgefunden hatte, konnte man sich auf den nächsten Prinzen aus den eigenen Reihen freuen.

Im Jahr 2013 übernahm unser damaliger 1. Geschäftsführer Ralf "Kerky" Kirschbaum als Prinz Kerky I. vum hohen Corps un all Linzer Jecken die Herrschaft über die Narrenschar in unserer Heimatstadt. Unter dem Motto "Mir fiere zesamme, ob kreuz oder quer, dat Hätz vun Linz bliev de Fasteleer!" begeisterte er mit seinen Adjutanten - Zinsbote Paul Kremer und Burgvogt Michael Degen - die Linzer Jecken.

Bereits im Jahr 2015 hieß es erneut "Ach wär ich nur, ein einzig Mal, ein schmucker Prinz..." Unser langjähriges aktives Mitglied Johannes Steinhardt hatte als Prinz Johannes I. vun all Linzer Strünzer die Pritsch und damit das Kommando über die Linzer Narrenschar inne. Unter dem Motto "Vun Hätz fiere mir Fastelovend in Linz, us Tradition mit zwei Adjutante un nem kleine Prinz" eroberte er mit seinen Adjutanten Manfred Paffhausen und Toni Schmidt die Herzen der Narren im Sturm.

Zum 85jährigen Jubiläum im Jahr 2019 steht mit Thomas Baars als Prinz Baffy I. vum Stippeföttche-Corps erneut ein langjähriger aktiver Kamerad an der Spitze des Linzer Karnevals. Unterstützt wird er dabei von seinen beiden Freunden und Adjutanten Ralf "Shelly" Scheidt und Frank "Franky" Keller, beide ebenfalls langjährige Kameraden. Mit dem Motto "Ob links erüm, ob räts erüm, un dat mit vill Jeföhl, mir feere Fastelovend, mitten im Jewöhl" werden Sie die Jecken in Höchststimmung versetzen.

Die Stadtsoldatenfamilie ist seit den sechziger Jahren kontinuierlich angewachsen und inzwischen zu einer Großfamilie geworden. Mit heute derzeit 80 Aktiven (mit allen Mitgliedern des Musikzuges zusammen 100 Uniformierte), 190 Inaktiven sowie 30 Mitgliedern der Frauennähgruppe startet das Stadtsoldatencorps in die Karnevalssession 2019. Im Rückblick auf die vergangenen Jahrzehnte kann mit Stolz die Feststellung getroffen werden, dass die von Corps Gründer Eduard Edelbluth im Jahre 1936 geäußerten Wünsche in Erfüllung gegangen sind.

Das Stadtsoldatencorps wird auch weiterhin das schöne Brauchtum des Karnevals in unserer geliebten Heimatstadt Linz mit allen Kräften pflegen und zu den anderen Linzer Corps freundschaftlich verbunden bleiben. Unabhängig von Alter, Rang und Namen wird es jedem Karnevalsinteressierten die Möglichkeit geben, in einer fröhlichen und kameradschaftlichen Gemeinschaft den Linzer Karneval zu erleben. Das Stadtsoldatencorps kann heute hoffnungsfreudig in die Zukunft blicken.

 

 

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